Afghanistan

Deutsche Islamisten und der Taliban-Sieg in Afghanistan

Flugzeug auf einer Airbase in Afghanistan
pixabay/David Mark

Die Geschehnisse in Afghanistan lenken den Blick auf andere radikalislamische Gruppen und ihre Ableger in Deutschland.

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Universität Bielefeld
Kerstin Eppert erforscht islamistische Radikalisierungsdynamiken am Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung.

Die islamistische Szene in Deutschland befindet sich nach Einschätzung der Bielefelder Soziologin Kerstin Eppert 20 Jahre nach den Anschlägen vom 11. September in einer Phase der Konsolidierung. Das bedeutet: Einige Aktive bemühten sich sehr darum, dass die Szene nach der militärischen Niederlage des sogenannten Islamischen Staat (IS) in Syrien nicht auseinanderfalle, sagte Eppert dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Harter Kern der islamistischen Szene

Sie organisierten Hilfe für IS-Rückkehrer und deren Familien, unterstützten bei Gerichtsprozessen und versuchten, die Kontakte zu den Mitgliedern nicht abreißen zu lassen. Es gebe immer noch einen harten Kern in der Szene. Es sei davon auszugehen, dass viele von denen, die jetzt noch übrig seien, sich absolut mit der Sache identifizierten.

Auch die Machtergreifung der Taliban werde von der deutschen islamistischen Szene genau beobachtet, sagte die Soziologin. Eppert erforscht islamistische Radikalisierungsdynamiken on- und offline am Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG).

Machtergreifung der Taliban könnte deutscher islamistischer Szene Auftrieb geben

Statistik

Nach aktuellen Angaben des Bundeskriminalamts beläuft sich die Zahl der „Gefährder“ im Bereich islamistischer Terrorismus auf 554 Personen, 320 von ihnen sollen sich in Deutschland aufhalten, 90 sitzen in Haft. Hinzu kommen 527 „relevante Personen“ aus dem Umfeld der Gefährder, die beispielsweise bereit sind, an der Vorbereitung einer politisch motivierten Straftat mitzuwirken.

Die Szene habe den Sieg der Taliban in Afghanistan auf ihren Plattformen und in ihren Netzwerken aufgegriffen. „Sie inszeniert den militärischen Erfolg über die 'Ungläubigen' und identifiziert sich mit dem Kampf gegen den Westen“, sagte Eppert. Der Sieg der Taliban könne der deutschen Szene Auftrieb geben, der wegen der Niederlage des IS gerade ein Ziel und ein Identifikationspunkt fehlten.

Dass es eine Bewegung unter Dschihadisten mit vermehrten Ausreisen geben werde, wie zu Hochzeiten des IS in Syrien und im Irak, sei zur Zeit nicht abzusehen, so Eppert. Sowohl die Lage in Afghanistan als auch die Organisationsstrukturen der Taliban seien anders gelagert.