Corona-Ostern

Warum Ostern eigentlich zu krass zu glauben ist

Collage mit Oliver Albrecht und Kreuz in einem Kirchraum
EKHN

Mal ehrlich: Glaubst du an ein Leben nach dem Tod? Irgendwie schwer vorstellbar, oder!? Die Auferweckung Christi von den Toten ist so krass, dass Gott wahrscheinlich selbst gestaunt hat. Davon ist unser Autor Oliver Albrecht überzeugt.

von Oliver Albrecht

Ostern im vergangenen Jahr habe ich so gefeiert, als ob danach die Pandemie vorbei sei – als ob sie durch die Kraft der Auferstehung und durch den Frühling überwunden werden könne.

Im zweiten Jahr ist alles schwerer, davon kann erzählen, wer schon Schweres durchgemacht hat, das kein Ende nehmen wollte: das zweite Trauerjahr, das zweite Jahr mit der Krankheit, die für immer bleiben wird.

Über den Autor

Oliver Albrecht ist Propst für Rhein-Main. Das heißt, er ist quasi der Chef für dieses Kirchengebiet. 😎 Dazu gehören zum Beispiel der Rheingau-Taunus-Kreis, der Hochtaunuskreis, Wiesbaden und Frankfurt.

Ich bin kein Freund trübsinniger Gedanken. Aber sie waren da, ausgesprochen von so vielen Menschen. So hat das auch mich fröhlichen Menschen erfasst und nicht mehr losgelassen.

Wenn Gott zweifelt

„Was“, so erschrak ich, „wenn Jesus nicht sicher war, ob der Vater ihn da gut durchbringt, wenn am Ende Gott gebangt hätte, ob das mit der Auferweckung am dritten Tag klappen wird?“

Ostern ist kein „alle Jahre wieder“. Ostern ist in gewisser Hinsicht auch nicht sicher. Und so und nur so ist es immer wieder offen für eben diese Fragen.

Ostern ist das größte Wunder schlechthin

Christi Auferweckung von den Toten ist das größte, das unvorstellbare Wunder schlechthin. Ungläubiges Staunen war es, das mir auf erfreulich unsichere Weise die Augen für Ostern wieder öffneten.

Warum? Weil das sichere Ostern mir fremd geworden war. Weil Christus selbst zweifelt, schon auf dem Weg nach Jerusalem, im Garten Gethsemane, bei der Folter und Hinrichtung auf Golgatha.

Brutaler Tod am Kreuz zerstört jede Hoffnung

Der Kreuzestod tritt nach zwei bis drei Stunden durch langsames Ersticken ein. Das ist ein unwiderlegbares Argument gegen jede Hoffnung. An Karfreitag und Karsamstag verdichten sich Schrecken und Dunkelheit dieser Welt in unvorstellbarer Weise. Von Gott keine Spur mehr. Es wäre das Normalste der Welt, wenn Ostern nicht geschieht. Ostern ist nicht zu glauben.

Wusstest du...?

...dass es eine Frau war, die den auferstandenden Jesus als Erstes gesehen hat? 

„Als aber Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria von Magdala, von der er sieben böse Geister ausgetrieben hatte.“ (Markus 16,9)

Und deswegen hat die Auferweckung Christi von den Toten mit unserem Glauben erst einmal gar nicht so viel zu tun. Sie ist verstörend und bringt Sicherheiten eher ins Wanken.

Egal wie - Ostern findet statt!

Die Frauen, die als erste von der Auferweckung Jesu erfahren, „gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich“ (Markus 16,8).

Auferstehung ist also zum Davonlaufen. Als ich aus diesen scheinbar trübsinnigen Gedanken aufgetaucht war, ging es mir plötzlich besser. Vielleicht, weil mir in diesem Jahr so klar wie noch nie war: Ostern findet statt, egal wie ich das hinbekomme.

Die Auferweckung Christi von den Toten ist so unglaublich, dass vielleicht Gott selbst – für einen kurzen Augenblick – gestaunt und sich dann unendlich gefreut hat, dass ihm das doch noch gelungen ist. 😇