Ein Erfahrungsbericht

Ist glücklicher, wer glaubt?

Andrea Seeger gibt der Glaube Kraft
indeon.de

Wissenschaftler:innen haben herausgefunden: Menschen, die an Gott glauben, leben glücklicher und sind widerstandsfähiger. Stimmt das überhaupt?

Ich kenne die alte Dame schon seit vier Jahrzehnten. Sie ist jetzt Mitte 90. Die Mutter von drei Kindern hat zwei Weltkriege erlebt, Armut, Hunger und Elend. Nach 1945 hat sie mit ihrem Mann ein Geschäft aufgebaut, sehr erfolgreich. Die Familie wurde wohlhabend.

Schlecht beraten und sich selbstüberschätzend haben die Kinder ihr ganzes Erbe verloren – und das der Mutter gleich mit. Nun sitzt sie statt in ihrem großen Landhaus in einem kleinen Zimmer in einem Altenheim, zwei Stunden entfernt von ihrem früheren Zuhause. Dort ist es preiswerter.

Sie fragt nicht: „Warum hat es mich getroffen?“

Sie hadert nicht mit ihrem Schicksal, mit keinem Wort. „Nützt ja nichts“, findet sie. Sie sei mit ihrem Leben zufrieden, versichert sie. Das nehme ich ihr voll und ganz ab.

Wenn es ganz schlimm wird, bete sie. „Und das“, sagt sie, „hilft immer“. Ich habe selten jemanden erlebt, der so eine Ruhe ausstrahlt, so zufrieden und ausgeglichen ist, wie diese alte Dame.

Wenn etwas Schlimmes passiert, das Schicksal zuschlägt, fragt sie nicht: „Warum hat es mich getroffen?“ Sie betet. Sie vertraut darauf, dass da jemand ist, der größer ist als alles auf Erden. Sie kann die Verantwortung abgeben. Sie weiß sich geborgen. 

Beten hilft
gettyimages/Halfpoint

Mal so richtig fluchen über Gott? Mache ich!

Da bin ich ganz bei ihr. Niemand kommt ohne Tiefschläge durchs Leben. Die Frage ist nur: Wie geht man damit um? Hadern mit allem und jedem? Zetern über so viel Pech? Jammern und wehklagen über die Situation?

Geht alles – auch im Gebet.

Mal so richtig fluchen über meinen Gott, wenn etwas gründlich danebengegangen ist. Mache ich. Da tue ich mir keinen Zwang an. Nur eines vermeide auch ich: zu fragen, warum es passiert ist und warum ausgerechnet mir. Denn wie die alte Dame, mein Vorbild, zu sagen pflegt: Es nützt nichts!

Warum musste meine Nichte mit acht Jahren an einem Gehirntumor sterben?

Im Gegenteil: Das macht es nur schlimmer. Weil sich diese Fragen in der Regel nicht beantworten lassen.

„Wäre er an diesem Tag zu dieser Stunde nicht diesen Weg gefahren, könnte er noch leben“, sagen die Eltern eines Freundes unserer Söhne. Er hat aber diese Strecke gewählt und ist jetzt tot. Warum musste meine Nichte mit acht Jahren an einem Gehirntumor sterben? Wir wissen es nicht.

Was wir aber wissen: Es ist nicht rückgängig zu machen. Wir müssen lernen, damit zu leben.

Antworten auf die Frage nach dem Sinn

Keine Frage: Das ist schwer! Dabei hilft der Glaube. Konkret die Vorstellung: Gott hält seine Hand über mich. Es gibt vertraute Rituale. Und die Gemeinschaft ist da.

Wer einer religiösen Gruppe angehört, kann sich mit anderen identifizieren. Er findet Halt in den Gemeinsamkeiten mit den anderen, Trost und Zuwendung. Religionen setzen Dinge in einen Kontext, sie geben Antworten, wenn Menschen sich die Frage nach dem Sinn stellen.

Woher kommen wir? Wohin gehen wir?

Der Glaube kann Menschen gelassener werden lassen und insgesamt zufriedener. Denn sie wissen: Da ist jemand, der sie durch alle Widrigkeiten des Lebens begleitet, der an ihrer Seite steht, egal, was kommt. Gott gibt Antwort auf die Fragen: Woher kommen wir? Wohin gehen wir?

Wie oft schon habe ich gedacht: „Glück gehabt!“

Das beruhigt mich. Und Gott ist da, wenn ich überzeugt davon bin, es aus eigener Kraft nicht schaffen zu können. Aus Erfahrung weiß ich: Im Endeffekt wird es dann doch nicht so schlimm wie gedacht. Es fügt sich wieder mal.

Wie oft schon habe ich gedacht: „Glück gehabt!“ Dafür bin ich sehr dankbar.

Wie kann ich glauben?

„So ein Gottvertrauen möchte ich auch haben, dann könnte ich vieles leichter ertragen“, sagte mir eine Bekannte. Und fragte mich: „Wie kann ich glauben?“

Das ist nicht leicht zu beantworten. Ich muss davon überzeugt sein, sonst kann ich es gleich lassen. Ein bisschen glauben? Oder glauben nur zum Zweck, leichter zu leben? Geht nicht.

Ein Trotzdem-Vertrauen: Was auch geschieht, ich bin nicht allein

Aber natürlich kann man zum Glauben finden. Über die Musik zum Beispiel, die starke Gefühle vermittelt.

Oder über die Kraft von Kirchenräumen. Einfach mal hineinsetzen in ein Gotteshaus, Augen schließen, wirken lassen.

Unionskirche in Idstein
fundus/Bernd-Christoph Matern
Die Unionskirche in Idstein beherbergt Gemälde vom belgischen Künstler Michael Angelo Immenraet, wahrscheinlich ein Schüler von Peter Paul Rubens.

Über Rituale. Auch, wenn einem vieles nicht vertraut ist: Beten kann jede und jeder überall.

Über Gemeinschaft. Einfach mal mitgehen in eine christliche Gruppe. Über Engagement. Christen stehen für Werte, die unsere Gesellschaft zusammenhalten.

An Gott zu glauben ist allerdings keine Eintrittskarte für ein erfülltes Leben. Nirgendwo verspricht die Bibel: Du musst nur glauben, dann wirst du glücklich. Im Gegenteil: Die Bibel steckt voller schrecklicher Erlebnisse.

Aber da ist eben auch die alles sprengende Kraft des Glaubens, die dagegensteht. Ein Trotzdem-Vertrauen: Was auch geschieht, ich bin nicht allein. Gott ist bei mir.  

Wir wollen wissen: Wie gibt dir der Glaube Kraft?

Der Glaube an Gott ist so vielfältig, wie oben beschrieben. Deswegen fragen wir dich in unseren Social-Media-Kanälen: In welchen Situationen hast du gemerkt, dass Gott bei dir ist? Wie hat dir dein Glaube helfen können? Schreib es uns bei: 

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