Führung in Teilzeit
Ob es in der EKHN Teilzeit-Dekane oder -Dekaninnen geben kann, werde derzeit rechtlich geprüft, sagt Ulrike Scherf, stellvertretende Kirchenpräsidentin. Dekane oder Dekaninnen seien von Amts wegen in vielen Gremien vertreten. Gäbe es in einem Dekanat zwei Amtsinhaber, könne das in den Gremien zu einem Übergewicht der Hauptamtlichen gegenüber den Ehrenamtlichen führen. Inzwischen gibt es stellvertretende Dekane-Stellen in Teilzeit. Hier liege der Frauenanteil bei rund 42 Prozent.
Vielfalt in Führungspositionen bedeutet Reichtum für Kirche
Scherf bedauert den niedrigen Anteil von Frauen in Leitungsämtern. Sie sei „zutiefst davon überzeugt, dass Vielfalt in Leitungsämtern ein großer Reichtum ist“. Frauen und Männer sowie verschiedene Alters- und Berufsgruppen brächten verschiedene Perspektiven in Diskussionen ein. Scherf hofft, dass dieser Aspekt bei künftigen Besetzungen wieder stärker gesehen werde.
Beruf und Familie vereinbaren
Scherf hat eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit der EKD-Studie „In Vielfalt führen“ (Link zu PDF) beschäftigt hat. Dabei sei deutlich geworden, sagt Carmen Prasse, dass Frauen unter einer schlechten Vereinbarkeit von Beruf und Familie leiden, an zu viel Verwaltungsaufgaben und zu wenig Gestaltungsspielraum.
Außerdem, fügt Scherf hinzu, schrecken Frauen zurück, wenn Bewerbungsprozesse langwierig und intransparent sind. Man versuche deshalb, die Prozesse schlanker zu gestalten. Zudem wurde ein Mentoring-Programm auf den Weg gebracht, das junge Frauen bei der Karriereplanung berät.
Zwei Frauen zur Wahl in der Propstei
Ulrich Oelschläger, Präses der Kirchensynode, sieht ebenfalls, dass zu wenige Frauen in Leitungsämtern sind. Wenn etwa das Präses-Amt in der nächsten Kirchensynode wieder männlich besetzt werde, müsse die Stellvertretung weiblich sein. „Das ist völlig klar“, sagt er. Er freue sich auch, dass der Kirchensynodalvorstand für die Wahl eines Propstes oder einer Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land zwei Frauen präsentieren werde.
Bei 61 Prozent Frauen in Kirchenvorständen müsse genügend Potenzial vorhanden sein, um in die neuen Dekanatssynoden und von dort in die Kirchensynode mehr Frauen schicken zu können, hofft Oelschläger.
Kirche nicht den Männern überlassen
Frauen ermuntern, sich von den Kirchenvorständen in die Dekanatssynoden und von dort in die Kirchensynode wählen zu lassen, will auch die langjährige Synodale Lieselotte Wendl. In Abwandlung eines Zitats von Käthe Strobel, Bundesministerin in den 1960er und 1970er Jahren, sagt sie: „Die Entwicklung unserer Kirche ist mir viel zu sehr eine Herzensangelegenheit, als dass ich sie alleine den Männern überlassen würde.“
Frauen müssen sagen: Ich will das
Die Synodale Jutta Trintz beobachtet, dass Frauen für den Vorsitz von Ausschüssen oder andere Leitungsämter seltener vorgeschlagen werden als Männer. Sie seien weniger im Fokus. Trintz: „Frauen müssen sagen: ‚Ich will das‘.“