Eigentlich, sollte man meinen, ist die Sache klar: Seit 2013 ist eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare innerhalb der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) möglich – seit 2019 ist die Segnung der kirchlichen Trauung gleichgestellt.
Lokale Unterschiede gibt es dennoch. Im Dekanat Biedenkopf-Gladenbach hat eine homosexuelle Gemeindepädagogin im Januar ihre Stelle gekündigt, da sich mehrere Pfarrpersonen offen gegen die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen hatten. Nun haben fünf Pfarrpersonen aus Dautphetal mit ihren Kirchenvorständen eine Stellungnahme abgegeben, in der sie ihre Position begründen.
„Ich lese die Bibel so, dass Gott die Ehe für Mann und Frau bestimmt hat“, sagt Reiner Braun. Der Pfarrer in Dautphe hat die Stellungnahme mit verfasst. Reiner Braun erklärt, dass er sich als Pfarrer der Bibel und seinem Gewissen verpflichtet fühle und eine Trauung gleichgeschlechtlicher Paare daher nicht vollziehen könne.
Damit bezieht er sich auch auf die sogenannte Lebensordnung der EKHN. Diese ermöglicht es Pfarrpersonen, aus Gewissensgründen in manchen theologischen Positionen wie etwa der Trauung gleichgeschlechtlicher Paare abzuweichen – selbst wenn dies den Grundsätzen der Landeskirche widerspricht. Er erklärt, dass er ansonsten sogar sein Amt als Pfarrer niedergelegt hätte, würde ihm die Lebensordnung diese Möglichkeit nicht bieten.
Reiner Braun betont dennoch, dass er mit seiner Position niemanden in der Kirche ausgrenzen möchte. „Ich würde Paaren einen Segen in anderen Kontexten anbieten, zum Beispiel im Rahmen eines Gottesdienstes oder zum Valentinstag. Aber die Ehe zwischen Mann und Frau, das ist etwas Besonderes“.
„Ich fühle mich als Mensch in meiner Liebe herabgestuft, diskriminiert und verletzt“, sagt Florian Burk. Der 35-Jährige ist selbst homosexuell und arbeitet als Jugendreferent im Dekanat Biedenkopf-Gladenbach.