Mit Trauer und Entsetzen hat der Priester der ukrainisch-orthodoxen Gemeinde Frankfurt am Main und Mannheim, Petro Bokanov, auf den russischen Militärangriff auf die Ukraine reagiert. Er sei schockiert, sagte Bokanov.
„Die Gefahr war echt und groß, aber wir hatten immer noch gehofft, dass es keinen Angriff geben wird.“ Seither stehe bei ihm das Telefo nicht mehr still. „Es rufen weinende Gemeindemitglieder an“, sagte er. Sie suchten Trost und Rat, weil sie sich um ihre Familien und Freunde in der Ukraine sorgen.
Der russische Präsident Wladimir Putin habe nicht nur die Ukraine angegriffen, sondern ganz Europa, betonte Bokanov. Nun sei keine Zeit mehr für Gespräche, die restliche Welt müsse handeln. Der Priester forderte „umfassende Sanktionen, die Russland hart treffen, und absolute Solidarität mit der Ukraine“. Diese müsse sich in
materieller Hilfe und in der Lieferung von Verteidigungswaffen zeigen.
Außerdem hoffe, er, dass nach Deutschland flüchtende Ukrainer „hier zumindest solange Asyl bekommen, bis der Krieg vorüber ist. Das ist ein Menschenrecht“, fügte er hinzu.
Am 13. März feierte die ukrainisch-orthodoxe Gemeinde ihren ersten Gottesdienst, seit Russland die Ukraine angegriffen hat. „Viele unserer Gemeindemitglieder sind nicht hier, weil sie rund um die Uhr den Geflüchteten aus der Ukraine helfen,“ erklärt Bokanov. Rund 50 Menschen kommen an diesem Sonntag nach und nach in die Kirche. Nach dem persönlichen Segen für die Gottesdienstbesucher und -besucherinnen stehen alle auf, legen die rechte Hand aufs Herz und stimmen die ukrainische Nationalhymne an.
„Alle haben doch keine Erfahrung mit einer solchen Situation“, sagt der Priester und meint damit die Angriffe auf sein Heimatland, das Leid der Menschen, die Gewalt, die Bomben und die zerstörten Städte. Das Gespräch mit Gott tröste ihn immer, sagt er.
Er habe sich Urlaub genommen, um den Flüchtlingen helfen zu können. Er sei bei ihnen und seinen Gemeindemitgliedern, wenn sie weinen und wenn sie schreien. „Ich hoffe, dass das alles schnell vorbei ist“, sagt er. „Aber wir werden nicht aufgeben, wir werden unser Land verteidigen, mit der Armee und mit Gottes Hilfe.“ Bokanov glaubt, dass die Ukraine siegen wird, „die Frage ist nur, zu welchem Preis“, fügt er düster hinzu.
Der Geistliche wirft Europa vor, in den vergangenen acht Jahren, seit der Annexion der Krim durch Russland, „das Monster“ mit immer wieder neuen Verhandlungen und Gesprächsformaten „gefüttert“ zu haben. Nun müsse man Krieg führen und auf die Zukunft hoffen. Der Weg dahin werde „blutig und leidvoll“ sein. Aber „Gott ist auf unserer Seite“, ist Bokanov überzeugt.