Haustiere

Tierbestattung: Wie ein würdevoller Abschied gelingt

Pierre Keim ist Tierbestatter und hält eine Urne in der Hand. Vorne steht als Schlagzeile: "Ich beerdige Haustiere"
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Wenn Hund oder Katze sterben, bleibt ein Platz leer. Pierre Keim ist Tierbestatter und kennt den Weg zur ewigen Ruhe.

von Felix Kästner

Wenn ein Tier für immer geht, hinterlässt das oft eine Riesenlücke.“ Pierre Keim weiß, wovon er spricht: Als Tierbestatter begleitet er seit mehr als 15 Jahren Angehörige von verstorbenen Tieren. Dabei begegnen ihm allerlei Geschichten und vor allem starke Emotionen.

Trauer, Empörung, Wut – hier kommt alles hoch.

Pierre Keim betont: „Das ist okay! Jeder geht mit Trauer anders um.“

Bei Trauer ums Haustier: Zuhören

„Wir versuchen, unsere Kunden aufzufangen, sie zu begleiten und ihnen eine Stütze zu sein“, ergänzt er. Manchmal sei es schon eine große Hilfe, einfach zuzuhören. „Dann sprudelt irgendwann alles raus – auch die Geschichte, als die Katze alle Vasen runtergeschmissen hat. Dann wird hier auch mal gelacht. So ein Abschied darf auch schön sein.“

Tierbestatter leistet emotionalen und bürokratischen Beistand

Pierre Keim unterstützt aber nicht nur emotional, sondern kümmert sich auch um die Bürokratie, die mit einer Tierbestattung einhergeht. „Vielen hilft es schon sehr, zu wissen: Da ist jemand, der kümmert sich und nimmt mir das ab,“ sagt der 46-Jährige. Auch das Thema Einäscherung mit wöchentlichen Fahrten zum Tierkrematorium gehört dazu.

Tier beerdigen

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Die meisten seiner Kund*innen möchten die Asche des Tieres mit nach Hause nehmen. Das ist erlaubt. Was sie damit tun, bleibt ihnen überlassen. „Manche setzen die Urne im Garten bei, viele verstreuen die kremierte Asche aber auch am Lieblingsplatz des Tieres, an einem See oder in den Bergen.“ Einen Pfotenabdruck als Erinnerung gibt es übrigens vom Tierbestatter immer mit dazu: „Da freuen sich die Leute“, weiß der Bestatter aus Göppingen.

Glauben und Trauer: Tieren die letzte Ehre erweisen

So individuell wie jedes Tier ist auch die Art der Angehörigen, den Abschied zu gestalten, weiß Pierre Keim aus Erfahrung: „Viele schreiben einen Abschiedsbrief, manche legen einen Rosenkranz, Putten oder ein kleines Holzkreuz zum Tier dazu.“ Der Tierbestatter sieht sich selbst beim Thema Glaube eher neutral: „Den kirchlichen Bezug liefern wir nicht, den bringen die Kunden selbst mit. Viele leben beim Abschied vom Tier ihren Glauben aus, und hier dürfen sie das auch.“

Das Thema Tierbestattung gewinnt mehr und mehr an Bedeutung

Pierre Keim und seine Beschäftigten können sich über Auftragsmangel nicht beschweren, im Gegenteil: In der Regel sind sie ausgebucht. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn seit 2011 ist die Zahl der Haustiere in Deutschland um mehr als 50 Prozent gestiegen. Das zeigt eine Studie aus dem Jahr 2023 im Auftrag des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe (ZZF). Trotzdem wissen manche nicht, dass es so etwas wie Tierbestattungen gibt. 

Kritik an Tierbestattung

Die Tierbestatter*innen erfahren aber nicht nur Zuspruch und Interesse. Zur Kritik gehöre die Vermenschlichung des Tieres. Pierre Keim hat dafür wenig Verständnis: „Ich finde, man darf niemanden verurteilen, der dem Haustier, das jahrelang treuer Begleiter war, einen angemessenen und schönen Abschied bereiten möchte“.

Eine Bestattung habe für ihn nichts mit Vermenschlichung zu tun, sondern „vielmehr mit einer Würdigung“. Einer Anerkennung für ein besonderes Lebewesen und die besondere Zeit, die Mensch und Tier miteinander verbracht haben. Pierre Keim beschreibt das so: „Ein Haustier ist ein Stück immer der sichere Hafen für den Menschen.“

Trauer um Polizeihunde und Rettungshunde

Oft seien Tiere zu Lebzeiten zum Wohle der Gesellschaft im Einsatz gewesen, erzählt Pierre Keim. Er nennt als Beispiel Rettungs-, Therapie- und Polizeihunde: „Da kommen zum Teil wirklich die ‚harten Jungs‘ vom SEK, die so viel mit ihrem Polizeihund erlebt haben“, erzählt Keim. „Wenn das Tier dann für immer geht, wird selbst der härteste Polizeibeamte zu einem Häufchen Elend.“

Gerade für solche Tiere und deren Besitzer*innen sei eine angemessene Bestattung angebracht, findet der Tierbestatter.