Studieren während Corona

Start an der Uni - von wegen

Unis ohne Studis
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Uni-Start im Corona-Lockdown? Wie geht es Erstis und den anderen Studierenden? Drei Studis erzählen von ihren Erfahrungen.

Überfüllte Hörsäle, Gewimmel auf den langen Gängen, neue Freundschaften: Nicht so während Corona. Alina, Veronica und Hazem haben im Wintersemester ein Studium begonnen. Vieles ist bei ihnen ganz anders als normal. Indeon-Reporter Aaron Kniese haben die drei Studis erzählt wie es ihnen ergeht. 

Studentin Alina
Aaron Kniese
Alina sitzt statt im Vorlesungssaal zu Hause, wenn sie studiert.

Alina (19) studiert Rechtswissenschaften in Gießen

Ich habe mir das Studieren anders vorgestellt: Ich dachte, ich bin dann erwachsen, sitze in Vorlesungen, finde neue Freunde und erkunde die Stadt. Das war vielleicht ein bisschen zu romantisch gedacht. Ich war noch gar nicht in Gießen an der Uni. Ich weiß nicht mal genau, wo mein Campus ist und wo die Jura-Kurse normalerweise stattfinden.

Mein erstes Semester ist  komplett online. Das ist eigentlich ganz gut für mich, da ich so extrem viel Zeit und Geld spare. Der einfache Fahrweg aus Elbtal im Westerwald nach Gießen wäre, mit einer Stunde Fahrtzeit, echt lang. Jetzt muss ich mir erstmal keine Wohnung suchen, sondern kann in der Heimat bleiben. Der Weg zur Uni ist kurz: Ich klappe einfach den Laptop auf und starte in die Videokonferenz.

Der Kontakt zu anderen Studis fehlt

Kirche an der Uni

An vielen Unis gibt es Evangelische Studierendengemeinden. Die ESGs laden Studenten und Studentinnen ein, miteinander zu reden, zu diskutieren oder einfach zu chillen. Die ESGs bieten aber auch Gottesdienste und andere spirituelle Angebote an. Studenten, die Sorgen oder Ängste haben, finden in den Hochschulgemeinden Ansprechpartner und Hilfe. In Deutschland gibt es rund 145 Studentengemeinden. So auch in Frankfurt und in Gießen.

In der Einführungswoche wurden wir digital in Gruppen eingeteilt und haben eine WhatsApp-Gruppe erstellt. Die Kommunikation mit den Kommilitonen ist trotzdem schwierig. Der soziale Kontakt fehlt mir. Mit den Online-Veranstaltungen komme ich super klar. Mir wäre es aber lieber, ich würde im Vorlesungs-Saal sitzen. Vermutlich wäre ich da motivierter und selbstbewusster.

Vorteile an der digitalen Uni

Manche Dozenten laden Videos hoch. Das ist für mich eine super Sache. Ich kann selbst einteilen, wann ich sie mir anschaue. Wenn ich etwas nicht verstehe, kann ich auf Pause drücken, zurückspulen oder googlen.

Bei einer Live-Veranstaltung komme ich mit dem Schreiben oft nicht hinterher. Das ist für mich neu und ganz anders als in der Schule. Gefühlt ist alles wichtig, was der Dozent sagt.

Veronica und Hazem studieren in Bonn
Aaron Kniese
Veronica und Hazem studieren in Bonn.

Veronica und Hazem (beide 20) studieren in Bonn

Nach dem Abi sind wir zusammen von Wetzlar ins Rheinland gezogen, um zu studieren. Hazem hat mit Physik an der Universität in Bonn angefangen und ich studiere nachhaltige Ingenieurswissenschaften an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Wir beide haben bisher nur Online-Veranstaltungen.

Neuer Alltag

Einerseits ist das schade, weil wir so keine neuen Leute kennenlernen und auch die Atmosphäre der Uni nicht mitbekommen. Auf der anderen Seite ist das ganz cool, wir können länger schlafen und auch mal während der Vorlesung frühstücken: Merkt ja keiner, wenn die Kamera aus ist. Fragen stellen ist ganz einfach. Wir schreiben sie in den Chat, die Dozenten gehen auf sie ein. In die Bibliothek können wir zum Lernen oder Lesen aber trotzdem.

Hazems Einführungsveranstaltungen wurden digital angeboten. Es gab eine digitale Stadtführung und ein virtuelles Kennenlernen mit dem Tutor. Das hat sich ein bisschen unnatürlich angefühlt. In dieser Online-Umgebung fällt es nicht so einfach, ein normales Gespräch zu führen.

Student Hazem
Aaron Kniese
Hazems Einführungsveranstaltungen wurden digital angeboten.

Kein Uni-Feeling

Die Uni haben wir uns vor Corona ein bisschen anders vorgestellt. Wir vermissen dieses Gefühl aus der Schule: Dass wir in einem Institut sitzen und mit anderen gemeinsam lernen. Jetzt sind wir nur zu Hause am Schreibtisch. Das ist irgendwie fake und lame. Da fehlt uns das Gemeinschaftsgefühl. Klar sind wir Studenten zusammen im selben Meeting, aber im Endeffekt sitzt doch jeder alleine vorm Laptop.

Das eigentliche Erstsemester-Feeling kommt vermutlich mit dem ersten „richtigen“ Semester mit Präsenzveranstaltungen.