Generationenkonflikt

Sind Boomer besser als ihr Ruf?

Andreas Fauth
Kommentar von Andreas Fauth

Sind wirklich alle Alten weiß und rückständig? Und ist die Jugend psychisch labil und faul? Nein, sagt unser Chefredakteur Andreas, bitte genau hinschauen!

Zu alt, zu weiß, zu rückständig: Das sind die Boomer, sagt man, viele sind 60 Jahre alt oder älter. Sie lachen angeblich immer noch über schmutzige Witze, fahren noch heute gerne Auto und ihnen war das Klima egal, denn sie sind im Urlaub um die Welt gejettet.

Wer sind die Baby-Boomer?

Die sogenannten Baby-Boomer sind die geburtenstärksten Jahrgänge der Nachkriegszeit. Sie machen etwa ein Drittel unserer Gesellschaft aus, denn mehr als 20 Millionen Deutsche wurden zwischen 1955 und 1970 geboren. Sie waren die Hoffnungsträger ihrer Zeit.

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Trotzdem haftet ihnen heute ein rückständiges Bild an. So sind sie doch mit dem Kassettenrekorder groß geworden und nicht mit Spotify und sie sagen heute noch „Disco“ und meinen eigentlich einen Club. Thomas Gottschalk ist wohl Deutschlands berühmtester Boomer, er durfte auch Frauen aufs Knie fassen, rein beruflich natürlich nur. Da kann sich die junge Generation nur aufregen – zu Recht.

Pauschal-Kritik an einer ganzen Generation

Schon erstaunlich, wie sich das Boomer-Bild zu einer pauschalen Kritik an einer ganzen Generation entwickelt hat, dabei sind es doch die Omas gegen Rechts, die gegen Populismus aufstehen und es waren eben auch viele Boomer, die die Grünen gegründet haben. Gleichberechtigung war ihre politische Maxime und Internet oder iPhone gäbe es ohne die Boomer nicht. Sie haben dem Fortschritt den Weg bereitet.

Die Boomer sind nicht besser

Die Boomer teilen jedoch genauso gerne aus, gegen die Jugend, gegen die Generation Z, für die Corona mehr als eine Pandemie war: Corona hat 18. Geburtstage, Abiturfeiern und ganze Lebensplanungen durchkreuzt. Trotzdem urteilen Vertreter der Boomer-Generation gerne ganz pauschal: Die Jugend sei angeblich psychisch angeschlagen, faul und hat Angst vor der Zukunft.

Warum arbeiten, wenn wir doch eigentlich das Klima retten müssen?

Arbeitergeber und Arbeitgeberinnen stellen der Generation Z gerne ein schlechtes Zeugnis aus: Sie zeige zu wenig Einsatz, sie sei nicht belastbar und sie fordere zu viel: am liebsten nur drei Tage die Woche arbeiten. Das erscheint schlüssig, warum arbeiten, wenn wir doch eigentlich die Welt und das Klima retten müssen?

Die Shell-Jugendstudie zeigt ein anderes Bild

Die Jugendstudie von Shell liefert nun ein anderes Bild von der Jugend: Stimmt alles so pauschal nicht, im Gegenteil, sagt die Jugendstudie: Die Jugend ist deutlich differenzierter. Sie interessiert sich für Politik, erstmals sogar Mädchen und Jungs gleichermaßen und es gibt keinen pauschalen Rechtsruck bei jungen Leuten.

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Es gibt eben sie nicht: DIE Jugend. Und auch nicht, DIE Boomer. Das überrascht jetzt nicht, trifft aber jene, die gerne simpel, pauschal und schwarz-weiß argumentieren. Klischees und Vorurteile mögen die pointierte Rede versüßen, sie sind aber nutzlos für ein wertschätzendes Miteinander, auch zwischen den Generationen.

Wir alle können voneinander lernen: Die Boomer-Generation von ihren Enkeln, die Jugend von ihren Großeltern. Respekt beginnt mit genauem Hinschauen, sonst sind wir nicht besser als die mit den populistischen Parolen. Von denen haben wir wahrlich genug, in beiden Generationen – egal ob Z oder Boomer.