In einigen Städten haben sich junge Menschen an Rahmen alter Gemälde geklebt. In Dresden an die „Sixtinische Madonna“, einem der wertvollsten Werke der dortigen Sammlung Alter Meister. Zur Begründung erklärte die hinter der Aktion stehende Gruppe „Letzte Generation“: „Alles was uns lieb ist, wird durch die Klimakatastrophe zerstört werden.“ In Frankfurt ging es um das Bild „Gewitterlandschaft mit Pyramus und Thisbe“. In diesem Fall hieß es, das Bild stehe symbolisch für den zerstörerischen Kurs der aktuellen Politik. Damit haben die Aktivisten zum Teil leider Recht, auch wenn die Verantwortung vor allem bei früheren Regierungen liegt.
Es gibt Aufrufe zum Energiesparen, vor allem wegen der Abhängigkeit vom russischen Gas. Aber erst vergangene Woche hat der Expertenrat für Klimafragen festgestellt, dass im Gebäude- und Verkehrssektor noch immer zu viele Treibhausgase ausgestoßen werden und die Sofortprogramme nicht ausreichen, diese zu reduzieren. Die Politik kann nicht schlagartig verbieten, was schlecht ist für die Umwelt. Dem stehen wirtschaftliche Interessen entgegen und vielen Bürgerinnen und Bürgern fehlt die Einsicht, was nicht mehr geht auf diesem schönen Planeten, den wir so sehr heruntergewirtschaftet haben. Vielen Menschen macht die Klimaerwärmung aber zu recht Angst. Die Formen ihres Protestes der "Letzten Generation" mögen nicht immer richtig sein, aber sie haben allen Grund, wütend zu sein.
In die Museen kamen Polizisten und lösten die festgeklebten Menschen von den Bilderrahmen. Die Beamten wissen inzwischen wie das geht. Die bundesweit agierenden Aktivisten der „Letzten Generation“ – der Name bleibt hoffentlich symbolisch – kleben sich seit Monaten auf Straßen fest. Kilometerlange Staus mit völlig entnervten Autofahrern und -fahrerrinnen sind die Folge.
Der Aufschrei ist laut. Der Hauptvorwurf: Mag das Anliegen der Gruppe auch noch so ehrenwert sein – ihr Protest trifft die Falschen. In den Staus stehen nicht Kanzler Olaf Scholz oder Finanzminister Christian Lindner. In den Staus stehen Menschen, die zur Arbeit müssen, die vielleicht sogar lieber mit Bus oder Bahn fahren würden. Das aber nicht können, weil der öffentliche Nahverkehr nun mal nicht gut ausgebaut ist.
Letzte Generation klebt fest