Er steht in den Trümmern seiner Kneipe und schafft es trotzdem noch zu lachen und zu witzeln. So viel positive Einstellung finde ich bewundernswert. Jelenko Zrnic betreibt das Gasthaus zur Krone in Büdingen seit 17 Jahren. Wegen Corona hat er seit Monaten, wie so viele andere, geschlossen.
Seine Kneipe mitten in der Büdingen Altstadt wurde vergangenen Freitag, 29. Januar, vom Hochwasser geflutet. Fast alles ist zerstört. Jetzt räumt er mit Freunden und Familie auf.
Die Straße weiter hoch an der Ecke ist Michael Meiers Laden. Er verkauft Küchen und muss nach dem Hochwasser seinen ganzen Laden ausräumen. Seinen Schaden schätzt er auf rund 80.000 Euro.
Büdingen wurde Ende Januar hart von den Wassermassen getroffen. Die Hochwasser-Lage in Hessen gefährdet ganze Existenzen. Ich war vor Ort und dabei fällt mir auf, dass beide mir von der unglaublich großen Hilfsbereitschaft in Büdingen berichten.
Ich bin bis zum Ende hier gewesen.
Wie bei der Titanic bin ich der letzte gewesen, der rausgegangen ist. Bis ich wieder einen Lieferservice anbieten kann, dauert es glaube ich minimum noch vier bis sechs Wochen. Meine Küche muss erst wieder in Ordnung sein und das Gesundheitsamt muss das dann checken.
Es haben so viele Leute gefragt, ob sie helfen können, beim Saubermachen und alles. Das ist ehrlich toll! Aber von der Stadt habe ich noch nichts bekommen. Ich habe gehört, dass sie ein Spendenkonto für uns alle machen wollen, aber das müssen wir abwarten.
Ich bin ein Kämpfer und ein positiver Mensch. Ich glaube in zwei bis drei Monaten starten wir wieder wie früher. Wenn nicht, dann stelle ich draußen einen Grill auf und verkaufe Ćevapčići. Ich glaube aber auch, viele Läden in der Altstadt werden kaputt gehen. Ich vielleicht auch, aber das müssen wir abwarten.“
Jelenko Zrnic bleibt optimistisch: „Geld ist auch nicht alles, wir brauchen Gesundheit und wir sollten ein bisschen locker bleiben. Es ist eine schwere Zeit für uns alle.“
Ich denke, dass sich der Schaden bei mir so um die 80.000 Euro beläuft, aber von der Versicherung bekomme ich nur maximal 55.000 Euro.
Ganz schlimm finde ich die betroffenen privaten Wohnungen, die jetzt absolut unbewohnbar sind. Wir reden hier von über 150 betroffenen Häusern.
Man weiß nicht, wie man es schaffen soll.
Und man darf gar nicht über all das nachdenken - wie lange das dauern und was es im Endeffekt alles kosten wird. Ich muss jetzt einfach Schritt für Schritt denken. Alles andere macht der Kopf nicht mit.
Und das ist ein Gestank hier. Der Schlamm ist noch in den ganzen Ecken und man weiß ja nicht, was da noch an Fäkalien und so drin war.
Kunden, denen ich vor 18 Jahren eine Küche eingebaut habe, würden heute auf der Matte stehen und mir helfen. Was ich für eine Anteilnahme über Facebook und alleine von meinen Kunden bekommen habe, das ist wirklich toll! Also wenn das kein Trost ist, weiß ich auch nicht. Das rührt mich schon.
Marion Gengel-Knapp ist vom evangelischen Dekanat Büdinger Land. Gemeinsam mit dem Malteser Hilfsdienst und Ehrenamtlichen verteilt sie Essen und heiße Getränke in der Altstadt. Vor dem Café La Porta haben sie und ihre Kolleg*innen einen Stand aufgebaut und fahren auch mit Lastenrädern direkt zu den Betroffenen.