Seelische Gesundheit

Dumbphone: Offline-Auszeit vom Smartphone

Ein junges Mädchen blickt lächend auf ihr Handy
Getty Images/DIGIcal
Ein Dumbphone ist ein Handy mit besonders wenigen Funktionen.

Kein Instagram, kein WhatsApp, kein TikTok. Jan tauscht sein Smartphone gegen ein „Dumbphone“. Ein Erfahrungsbericht.

von Arik Sürek

Wie viel Zeit verbringst du täglich an deinem Smartphone? Medienstudien der vergangenen Jahre belegen, vor allem Menschen unter 30 verbringen viele Stunden am Tag am Bildschirm. Immer neue Modelle und bessere Technik machen sie zu unverzichtbaren Begleitern. Doch was, wenn genau das zum Problem wird?

Jan Riewe ist 19 und Student. Er entscheidet sich bewusst ein „Dumbphone“ zu nutzten. So nennt man die Handys, die gezielt wenige Funktionen haben. Sie sind, im Gegensatz zu den „schlauen“ Smartphones, dumm, also auf englisch „dumb“.

 

Was ist ein Dumbphone?

Dumbphones oder Boring Phones sind einfache Handys mit Grundfunktionen. Sie ermöglichen nur Telefonieren und SMS schreiben. Im Gegensatz zu Smartphones haben sie kein Internet. Auch Apps und soziale Medien sind auf diesen Geräten nicht verfügbar.

Warum ein Dumbphone nutzen?

Als Jan mit Freunden zusammensitzt, greift er sofort zum Smartphone, sobald es einmal kurz ruhig ist. Apps wie Instagram, TikTok oder WhatsApp entwickeln eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn. Dabei wollte er gar nicht „unnötig zum Handy greifen“, erinnert er sich.
„Da mache ich nichts Bedeutendes“, ist er sich sicher. Deswegen wollte er auch Abstand von der digitalen Welt gewinnen. Seither tauscht er sein Smartphone regelmäßig gegen ein sogenanntes Dumbphone. Wählen kannst du zum Beispiel zwischen einfachen Tastenhandys oder modernen Dumbphones

 

Handys ohne Funktionen

 2024 wurde auf der Mailänder Modewoche ein sogenanntes Boring-Phone vorgestellt. Nokia hat seinen Bestseller 3210 als Remake auf den Markt zurückgebracht.

Dumbphone: Lieber offline statt online

Die alten Handys sollen dabei helfen, die Kontrolle wieder zu bekommen. Das Ziel: Mehr Offlinezeit. Der Trend stammt aus den USA und ist ein bewusster Gegenentwurf zur allgegenwärtigen Onlinewelt. Die Zeitung „The Guardian“ hat den Trend genauer untersucht: Immer mehr junge Menschen möchten verhindern, ständig online zu sein und endlos viele Nachrichten zu empfangen. Die Generation Z (Jahrgang 1995 bis 2010) ist seit 2021 demnach die einzige Generation, bei der Social-Media-Konsum nachlässt. Zu dieser Generation zählt auch der 19-jährige Jan. Statt seinem Smartphone nutzt er ein OK. OMP 50-1.

Für ihn bietet das Tastenhandy eine Möglichkeit, seine Zeit besser zu nutzen und die ständige Ablenkung zu vermeiden. Besonders Instagram oder TikTok, die oft nur als Zeitvertreib dienen, verführen ihn immer wieder zum endlosen Scrollen, obwohl er selber weiß, dass er nichts davon bewusst aufnehmen wird.

„Ich habe immer die coolen Aktivitäten und aufregenden Stories Anderer gesehen“ sagt Jan. Das habe bei ihm dazu geführt, dass er sein eigenes Leben weniger wertschätze. Statt sich mit anderen Menschen zu vergleichen, will Jan sich mehr auf sein eigenes Leben konzentrieren.

Psychologin warnt vor Filtern auf Tiktok und Instagram

 

Leben mit dem Dumbphone

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Nutzungsverhalten Dumbphone

Jan nutzt sein Tastenhandy mal nur für einen Abend oder auch mal für einen ganzen Monat. Die einzige Ausnahme macht er, wenn er einen „E-Roller mieten muss“ oder seinen digitalen Studentenausweis benötigt.

„Warum hast du ein Zweithandy, bist du jetzt Ticker?“, haben seine Freunde Jan gefragt. Damit spielen sie darauf an, dass Drogendealer auf Handys setzen, die schwerer verfolgt werden können. Andere waren genervt, dass er nicht mehr so leicht per WhatsApp erreichbar war.

Jans Freunde wissen aber inzwischen: Wenn etwas wirklich wichtig ist, erreichen sie ihn telefonisch. Dadurch wird die Kommunikation „klarer, besser und direkter“ sagt Jan. Wenn Nachrichten „in dem Moment anscheinend nicht wichtig genug“ sind, sieht er sie nicht. „Das schafft mehr Freiheit.“

Durch seine Routine genießt Jan es, im Jetzt zu sein. Die Zeit mit Freunden soll nicht mehr von digitalen Ablenkungen gestört werden, sondern bewusst erlebt werden. Das Tastenhandy hilft ihm dabei, zu filtern, was gerade wirklich wichtig für ihn ist, und was nicht.