Verena Hofmann, 33, Verwaltungsfachangestellte:
„Seit sieben Jahren lebe ich in einer Beziehung mit meinem Freund, so wie ich ist er ebenfalls blind. Das war ziemlich aufregend damals: Wir kannten uns von der Schule, waren beste Freunde. Bevor wir zusammen kamen, befanden wir uns beide in einer anderen Beziehung, haben uns oft getroffen und über viele Dinge gesprochen. Als wir dann beide single waren, habe ich schnell gemerkt, dass ich mehr für ihn empfinde als Freundschaft: Ich fand ihn cool und mochte seine Art – zwischen uns hat einfach die Chemie gestimmt.
Trotz Blindheit neugierig auf das Aussehen
Da ich nichts sehe, achte ich natürlich verstärkt auf andere Dinge: Die Stimme, wie sich jemand verhält, ob er sympathisch wirkt, ruhig oder hektisch. Aber trotz Blindheit bin ich natürlich auch immer neugierig, wie jemand aussieht. Ich frage dann nach und lasse mir das Aussehen beschreiben. Und das gar nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen.
Als Kind zum Beispiel wollte ich die Leute immer anfassen: Ihre Haare, das Gesicht, ob jemand Schmuck trägt oder nicht. Damals habe ich zum Beispiel gedacht: Wenn jemand sehr sanfte Haut hat, dann muss das auch ein sehr sanfter Mensch sein. Heute achte ich aber verstärkt auf inhaltliche Dinge.
„Aber Sex habt ihr keinen, oder?!“
Im Gespräch mit Sehenden merke ich häufig, dass sie sich viele Dinge in Bezug auf Blindheit nicht vorstellen können. Ein Beispiel ist die Sexualität. Ich habe öfter schon erlebt das jemand gefragt hat: ‚Aber Sex habt ihr dann keinen, oder?!‘ Ich weiß gar nicht wie jemand darauf kommt, dass das als Blinder nicht gehen sollte. Beim ersten Mal war ich völlig perplex und wusste nicht, was ich darauf antworten soll. Als das ein zweites Mal vorkam habe ich gesagt: ‚Wieso, beim Sex macht ihr doch auch das Licht aus?‘“